Insbesondere auf Messen wird am Stand von Abi und was dann? vermehrt die Frage nach der Studienfinanzierung gestellt. Es gibt etliche Möglichkeiten, ein Studium zu finanzieren. Dabei ist die persönliche Situation ausschlaggebend. Nachfolgend eine Zusammenstellung von Finanzierungsmöglichkeiten wobei der Fokus auf Stipendien liegt, die nicht aufgrund eines hohen NC vergeben werden sowie der Berücksichtigung einer abgeschlossenen Ausbildung vor dem Studium.
- BAföG: Unterstützung vom Staat
BAföG ist eine finanzielle Unterstützung für Studierende, die auf elterliche Hilfe angewiesen sind. In der Regel ist BAföG wie folgt strukturiert: 50 % als Zuschuss und 50 % als zinsfreies Darlehen, das später teilweise zurückgezahlt werden muss. BAföG- berechtigt sind Studierende, die nicht von ihren Eltern unterstützt werden können, in Deutschland studieren und in bestimmten Einkommensgrenzen liegen. Es existieren ein paar Ausnahmen, z. B. bei besonders guten Noten oder wenn man die Altersgrenze von 45 Jahren noch nicht überschritten hat. Oftmals ist das BAföG-Amt beim lokalen Studierendenwerk angesiedelt. Das Studierendenwerk ist für das Studierenden-BAföG an allen Hochschulen zuständig, die auch vom Studierendenwerk betreut werden.
Tipps: Man sollte rechtzeitig mit dem Antrag beginnen (z. B. auch wegen Bearbeitungszeit). Daher kann es hilfreich sein, eine BAföG-Beratung an der Hochschule in Anspruch zu nehmen, um Fehler zu vermeiden.
- Stipendien: Geld vom Förderer – auch ohne NC
Als Stipendium bezeichnet man die finanzielle Unterstützung durch Stiftungen, Unternehmen oder Organisationen, die nicht zurückgezahlt werden muss. Ein Stipendium ist häufig eine Förderung für besonders begabte, engagierte oder bedürftige Studierende. Es existieren ebenso Stipendien, die ohne NC-Vorgabe vergeben werden können. Das bedeutet, dass bei diesen Stipendien der Numerus Clausus (NC) keine Rolle spielt. Diese werden oft auf Basis von sozialen, politischen oder persönlichen Engagements vergeben. Hierzu gehören beispielsweise:
2.1 Evangelisches Studienwerk Villigst – fördert Studierende mit sozialem oder gesellschaftlichem Engagement, vor allem aus dem Bereich der Evangelischen Kirche. Neben einem finanziellen Zuschuss gibt es auch Fortbildungsangebote und ein Netzwerk von Gleichgesinnten.
2.2 Katholische Akademische Ausländerschule (KAAD) – bietet Stipendien für Studierende aus Entwicklungsländern, die sich durch besonderes soziales Engagement oder akademische Leistung auszeichnen. Besonders interessant für Studierende, die in internationalen und sozialen Projekten tätig sind.
2.3 Deutsche Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit (IRZ) – unterstützt Studierende, die sich im Bereich der internationalen rechtlichen Zusammenarbeit und Entwicklung engagieren. Stipendien für Studierende, die einen Beitrag zu sozialen Gerechtigkeitsprojekten leisten.
2.4 Stiftung der Deutschen Wirtschaft (SDW) – fördert Studierende, die sich durch soziales und politisches Engagement auszeichnen. Besonders für Studierende, die ein starkes Interesse an gesellschaftlicher Verantwortung und politischer Mitgestaltung haben.
2.5 Friedrich-Ebert-Stiftung – vergibt Stipendien an Studierende, die sich politisch oder sozial engagieren und ein starkes Interesse an sozialer Gerechtigkeit haben. Hier steht das Engagement für Demokratie und sozialer Ausgleich im Vordergrund.
2.6 Hans-Böckler-Stiftung – fördert Studierende, die sich in den Bereichen Gewerkschaftsarbeit oder soziale Bewegungen engagieren. Besonders für Studierende aus sozial benachteiligten Verhältnissen.
Die zuletzt genannten Stipendienprogramme legen großen Wert auf soziales und gesellschaftliches Engagement und bieten Studierenden nicht nur finanzielle Unterstützung sondern auch die Möglichkeit, sich weiterzubilden und Netzwerke zu knüpfen. Allerdings ist bei diesen Stipendien beachten, dass die Beantragung mit Aufwand verbunden ist und somit umfangreich und oftmals zeitintensiv sein kann. Daher rechtzeitig vor Studienbeginn mit der Auswahl und der Bewerbung beginnen. Der Aufwand kann sich lohnen, weil man anschließend eine finanzielle Unterstützung erhalten kann, die nicht zurückgezahlt werden muss. Weitere Informationen zu Stipendien und Studienförderung: https://stiftungssuche.de/stipendien/
Tipps: Man sollte auf jeden Fall auch kleinere Stipendienprogramme in Betracht ziehen. Dabei ist es wichtig, die eigene Motivation klar und persönlich rüberzubringen, da vor allem Engagement außerhalb der Hochschule zählt.
- Studienkredite: Finanzierung auf Kredit
Hierbei geht es um Kredite, die speziell für Studierende angeboten werden, um das Studium zu finanzieren. Beispiele: KfW-Studienkredit, private Banken oder Bildungsfonds. Die Besonderheit bei diesen Krediten ist, dass es eine Flexibilität bei der Rückzahlung gibt. Man kann oft nach dem Studium mit der Rückzahlung beginnen. Wichtig ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass die Kredite nicht zinsfrei sind. Man muss sich die Zinssätze genau ansehen und Angebote vergleichen. Ebenso sollte man auf die Rückzahlungsbedingungen achten. Dabei geht es vor allem um die Fragen: Wie lange hat man Zeit, nach dem Studium zu zahlen? Gibt es flexible Rückzahlungsoptionen, je nach Einkommen?
Ein Tipp in Sachen Studienkredit ist, nur so viel aufzunehmen, wie wirklich benötigt wird. Außerdem sollte man die Rückzahlungsoptionen vorher genau prüfen und kalkulieren. Möglicherweise sollte man Bildungskredite mit besonders flexiblen Rückzahlungsmodellen in Betracht ziehen.
- Nebenjobs & Werkstudentenstellen: Geld verdienen während des Studiums
Arbeit neben dem Studium hilft nicht nur finanziell, sondern auch dabei, praktische Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke aufzubauen. Werkstudentenjobs sind besonders vorteilhaft, da sie sozialversicherungsfrei sind (bis 20 Stunden/Woche während des Semesters). Als typische Nebenjobs gelten Werkstudentenstellen in der eigenen Studienrichtung, Tutorenstellen, Gastronomie, Einzelhandel oder als Freelancer. Werkstudentenjobs sind eine sehr gute Grundlage für finanzielle Entlastung und man sammelt praktischen Erfahrungen. Dabei sollte man sich rechtzeitig über Steuerpflichten und Sozialversicherungsbeiträge informieren sowie darauf zu achten, dass man eine Balance zwischen Arbeit und Studium findet.
5.Studienfinanzierung durch eine abgeschlossene Ausbildung und Rückkehr in den alten Job
Wer vor dem Studium bereits eine Ausbildung abgeschlossen hat, kann während die Semesterferien nutzen, um wieder in deinen früheren Job zurückzukehren. Dies bietet nicht nur eine verlässliche Einnahmequelle, sondern hat auch den Vorteil, dass du dich mit dem Arbeitsplatz gut auskennst, das Arbeitsumfeld meist vertraut ist und man möglichweise mehr verdient, als mit anderen Aushilfstätigkeiten.
Die Vorteile dieser Finanzierungsoption liegen hierbei in stabilen Einnahmen. Da man schon Erfahrungen in dem Job gesammelt hat, ist es einfacher, auch in den Semesterferien Vollzeit zu arbeiten und ein gutes Einkommen zu erzielen. Zudem ist der Verwaltungsaufwand gering. Da man bereits als ausgebildete Fachkraft in dem gearbeitet hat, kann man schneller wieder einsteigen und musst nicht erneut angelernt werden. Dies spart Zeit und Energie auf der eigenen Seite und auf Seiten des Unternehmens. Zugleich gewinnt man weiter Berufserfahrung. Durch das Arbeiten in dem erlernten Beruf kann man wertvolle Praxiserfahrung sammeln, die später in deinem Studium und beim Berufseinstieg von Nutzen sein kann.
Tipps: Frühzeitig mit dem Arbeitgeber sprechen. Möglichst vor dem Studium mit dem Ausbildungsbetrieb klären, ob man während der Semesterferien zurückkehren kann. Oftmals gibt es feste Vereinbarungen oder sogar Rückkehroptionen nach dem Studium.
Als weitere Punkte zur Studienfinanzierung können genannt werden:
- Unterstützung durch die Eltern, dabei gibt es Freibeträge und Steuererleichterungen für Eltern
- Kindergeld – bis zum 25. Lebensjahr möglich, sofern man sich in Ausbildung oder einem Studium befindet.
- Bildungsfonds & Förderprogramme – hierbei übernehmen private Unternehmen oder Fonds die Finanzierung des Studiums gegen eine spätere einkommensabhängige Rückzahlung.
- Erasmus & Auslandsförderungen – Förderprogramme für Auslandssemester oder -praktika. Neben Erasmus gibt es auch DAAD-Stipendien.
- Unterhalt & Wohngeld wird unter bestimmten Voraussetzungen als ergänzende Hilfe wie Unterhaltsvorschüsse oder Wohngeld gewährt.
- Crowdfunding & Sponsoring – beides sind eher unkonventionelle Wege, die man über Plattformen wie GoFundMe oder durch Unternehmenspartnerschaften nuten kann.
Fazit: Studienfinanzierung rechtzeitig angehen
Es ist in jedem Falle wichtig, sich frühzeitig mit der Studienfinanzierung auseinanderzusetzen und möglicherweise nicht nur eine Lösung zu wählen, sondern mehrere Finanzierungsquellen zu kombinieren. Dabei können Anlaufstellen wie BAföG-Amt, Stipendien-Datenbanken oder Beratungseinrichtungen der Universität sehr hilfreich sein.
Mitentscheidend ist, dass man bei der Studienfinanzierung Verantwortung für sich übernimmt und es lohnenswert ist, sich die Vielzahl der Hilfsmöglichkeiten anzuschauen und zu nutzen.