In den Gesprächen von „Abi und was dann?“ zeigt sich oft, dass viele sich zum Ende der Schulzeit vor allem deshalb unter Druck gesetzt fühlen, weil sie der Meinung sind, mit einer Ausbildung oder einem Studium legen sie den gesamten Berufsweg schon frühzeitig fest. – Das stimmt nur bedingt! – Wesentlich wichtiger ist es, eine Ausbildung oder ein Bachelor-Studium als einen Mosaikstein für sich und den zukünftigen Berufsweg anzusehen. Gerade in der heutigen Zeit der Digitalisierung und der fortlaufenden Veränderungen – auch der Veränderung von Berufen – ist es wichtig, die berufliche Karriere fortlaufend weiter zu entwickeln.
Besonders nützlich erscheint es heute, in der Fragestellung „Abi und was dann?“, nicht nur theoretische Berufskenntnisse vorzuweisen, sondern vor allem Praxiserfahrung. Auch deshalb kann es eine richtige Entscheidung sein, als Abiturient:in zuerst über eine Ausbildung nachzudenken. Denn, die abgeschlossene Ausbildung zählt bereits als Berufserfahrung! – Ein Studium anzuschließen ist deshalb nicht ausgeschlossen. Manchmal wird in den Coachings argumentiert, dass das ja einen Zeitverlust darstellen würde. Das Gegenargument lautet, dass zügig abgeschlossene Studien (Bachelor und Master) – ohne Praxiserfahrung – dazu führen können, zunächst erstmal als Berufseinsteiger mit einem befristeten Jahresarbeitsvertrag ausgestattet zu werden. Damit die jeweiligen Unternehmen sich ein Bild machen können, ob man sich im Arbeitsleben bewährt. Dieses „Jahrespraktikum“ wäre eher ein verlorenes Arbeitsjahr.
Darüber hinaus empfiehlt es sich in Bezug auf ein Bachelor-Studium, sich nicht sofort zu spezialisieren. Besser ist es, sich im Bachelor ein Grundlagenfach auszuwählen und sich erst im Master zu spezialisieren. Also beispielsweise Informatik (Bachelor) und im Master erfolgt eine Spezialisierung auf z. B. Data Science. Oder man studiert allgemeine BWL, um sich im Master auf Marketing oder Finanzen oder beispielsweise auf Personalwesen oder ähnlich zu spezialisieren.
Diese Vorgehensweise zeigt auf, wie sich ein Lebenslauf Baustein für Baustein zusammensetzen kann. Insbesondere allgemeine Bachelorstudiengänge verschaffen einem die Zeit, sich erst nach drei Jahren (6 Semestern) für einen konkreten Berufsweg zu entscheiden und diesen mit dem entsprechenden Masterstudiengang zu konkretisieren. In der Regel sind alle Bachelorstudiengänge so aufgebaut, dass sie bis zum 4. Semester die jeweiligen Grundlagenfächer anbieten. Im 5./6. Semester wählt man Schwerpunktfächer, die einem in beruflicher Hinsicht passend erscheinen.
Erst mit der Wahl des Masterstudiengangs erfolgt also eine berufliche Festlegung. Bis dahin wären mit Ausbildung und Bachelor-Studium schon mal 5 – 6 Jahre vergangen, in denen man älter und reifer wird, um eine berufliche Entscheidung besser treffen zu können. Das eine Unternehmen, das einen in den nächsten 30 – 35 Berufsjahren beschäftigt, ist unter den heute existierenden Rahmenbedingungen eher unrealistisch. Ebenso die einzigartige, durchgängig ansteigende Karriereleiter. Vielmehr liegt es heute mehr denn je an jedem einzelnen, sich fortlaufend zu qualifizieren und weiterzubilden. Sollte es möglicherweise in einem Unternehmen nicht so weitergehen, wie man sich das vorstellt, hat man die Option, sich in einem anderen Unternehmen zu bewerben, um die persönliche Weiterentwicklung dort voranzutreiben.
Dementsprechend haben die Worte „lebenslanges Lernen“ heute besondere Bedeutung, denn nur der eine Berufsweg existiert so gut wie nicht mehr. Mit neuen Situationen umzugehen, zu lernen und ggf. Konsequenzen zu ziehen. Das gehört ebenfalls zum lebenslangen Lernen. Nicht immer kann man sich dabei Lebenssituationen selbst aussuchen, wie uns die Corona-Pandemie aufgezeigt hat. Aber wir haben die Möglichkeit, mit fortlaufender persönlicher Weiterentwicklung, den veränderten Rahmenbedingungen begegnen zu können.
In Bildern beschrieben ist es wie bei einer Treppe: man kann mit jeder beruflichen Qualifikation eine Stufe höher steigen. Gleichzeitig kann man auf jeder Stufe entscheiden, ob man verweilt oder eine Stufe weiter steigt. Manchmal muss man auch eine Stufe zurückzugehen, um an anderer Stelle die Treppenstufen schneller hoch zu kommen. Wichtig ist nur, dass man jederzeit auf Veränderungen eigenständig reagieren kann. In der Konsequenz bedeutet das, nicht der eine Berufsweg, mit der einen Ausbildung und dem einen Studium ist entscheidend, sondern: „Der Weg ist das Ziel“!
Um einen Berufsweg erfolgreich beschreiten zu können, ist es mehr als hilfreich, die persönlichen Neigungen- und Präferenzen zu kennen und diese beruflich zu nutzen. Denn dann kann Arbeit Spaß machen und man verdient dabei auch noch Geld. Sozusagen, das Hobby zum Beruf zu machen! – Dabei unterstützt das Coaching von „Abi und was dann?“, um dabei zugleich die eigene, vielfältige berufliche Erfahrung einzubringen, die ich erfahren habe und bis heute lerne ich jeden Tag dazu. Ob im Coaching von „Abi und was dann?“, als Bewerbungscoach oder in der Fragestellung „Im Studium und jetzt?“.
Jan Untiedt