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Mehr und mehr zeigt sich in den Coachings von „Abi und was dann?“, dass viele Coachees den Unterschied zwischen der „Dualen Ausbildung“ und dem „Dualen Studium“ nicht wirklich kennen. Mit Blick auf Definitionen und die umgangssprachlichen Nutzung der Begriffe, kommt es zu unterschiedlichen Auffassungen. Daher nachfolgend mal ein paar detaillierte Einblicke.

Definition: Duale Ausbildung

Schauen wir zunächst auf die Definition der Dualen Ausbildung.  Eine duale (betriebliche) Ausbildung existiert in Deutschland schon seit 1969. Zu dem damaligen Zeitpunkt wurde mit dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) erstmals bundesweit eine einheitliche Regelung für die Ausbildung in Betrieben festgelegt. Das duale Ausbildungssystem gibt es in Deutschland also schon seit über 50 Jahren. Die Ausbildung erfolgt in einem Betrieb. Während der Ausbildung besucht man eine Berufsschule, dort wird theoretisches, aber auch praktisches Wissen vermittelt. Auf der Seite des Bundesinstituts für Berufsbildung lassen sich Duale Ausbildungen recherchieren.

Aufgrund der Tätigkeit im Betrieb sowie dem Besuch der jeweiligen Berufsschule, spricht man von einer Dualen Ausbildung, weil an zwei verschiedenen Orten gelernt wird. Heute nach wie vor umgangssprachlich als „Ausbildung“ bezeichnet. Wesentlicher Vorteil: Die abgeschlossene Berufsausbildung  zählt in jedem Fall als erste Berufserfahrung!

Kurzer Blick in die Historie des Dualen Studiums

In den 1970er-Jahren stieg die Zahl der Abiturienten stark an und es gab Unternehmen die befürchteten, keine Auszubildenden mehr zu finden. Sie schlugen deshalb vor, die Ausbildung mit Inhalten der Hochschule zu verknüpfen, um diese Ausbildungsform wieder attraktiv zu gestalten. Dazu wurden  erste Bildungseinrichtungen gegründet (Berufsakademien) und im Jahr 2009 wurde diese zu Dualen Hochschulen umgewandelt. Es existieren eine Vielzahl an Dualen Studiengängen in Deutschland. Hier mal ein Link, um ggf. zu recherchieren.

Die Bezeichnung „Duales Studium“ steht für ein Studienmodell, in dem eine akademische Ausbildung mit einer praktischen (betrieblichen) Tätigkeit  verbunden wird. Mit der Zielsetzung, dass der Studierende die Möglichkeit hat, theoretisches Wissen im betrieblichen Alltag praktisch umzusetzen. Darüber hinaus lässt sich das Duale Studium in zwei verschiedene Kategorien einteilen:

Ausbildungsintegriertes Duales Studium

Das ausbildungsintegrierte Duale Studium verbindet eine Berufsausbildung mit einem Studium. Die Studierenden erlangen dabei sowohl einen akademischen Abschluss (z.B. Bachelor) als auch einen anerkannten Berufsabschluss (z.B. IHK Abschluss). Die praktischen Phasen finden in der Regel in einem Unternehmen statt, während die theoretischen Phasen an einer Hochschule oder dualen Hochschule absolviert werden. Dauer: ca. 4 – 5 Jahre.

Praxisintegriertes Duales Studium

Beim praxisintegrierten Dualen Studium existiert keine parallele Berufsausbildung. Stattdessen wird das Studium durch intensive Praxisphasen ergänzt, die in der Regel bei einem Kooperationsunternehmen durchgeführt werden. Hier erlangen die Studierenden nach erfolgreicher Absolvierung einen akademischen Abschluss (z.B. Bachelor). Dauer: 3 – 4 Jahre.

Weitere Duale Studienangebote, sofern man bereits eine Ausbildung abgeschlossen hat:

Berufsintegrierendes duales Studium

Man verfügt bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung, möchte sich in einer bestimmten Fachrichtung weiterbilden, benötigt dazu aber ein Studium. Dann kombiniert das berufsintegrierende duale Studium die derzeitige Tätigkeit. Daher sollten Berufstätigkeit und Studienfach (Studieninhalte) einen Bezug haben. Dauer: 3 – 4 Jahre unter der Voraussetzung, dass man fest angestellt ist.

Berufsbegleitendes duales Studium 

Beim berufsbegleitenden dualen Studium verfügt man idealerweise ebenfalls über eine abgeschlossene Ausbildung. In Form einer Weiterbildung strebt man mit dem berufsbegleitenden dualen Studium einen Bachelor-Abschluss an, um seine Karriere entsprechend weiterentwickeln zu können. Das bedeutet, man arbeitet in der Regel Vollzeit, um Geld zu verdienen, gleichzeitig studiert man z. B. in Form eines Fernstudiums (Selbststudium). In der Regel erfolgt dieses Studium in enger Absprache mit dem Arbeitgeber, um Unterstützung zu erhalten, wenn es z. B. darum geht, für Prüfungen freigestellt zu werden. Dauer: 3 – 4 Jahre unter der Voraussetzung, dass man fest angestellt ist.

Mögliche Zeitmodelle bei Dualen Studien  (ohne vorher eine Ausbildung abgeschlossen zu haben)

Für die verschiedenen Dualen Studienmöglichkeiten existieren unterschiedlichste Zeitmodelle. Da ist zum einen das Blockmodell oder auch Wochenmodell genannt. Im Blockmodell verbringt man abwechselnd längerer Zeiten (Zeitblöcke) im Unternehmen und an der Hochschule/Berufsakademie. Die bekannteste Variante und von den meisten Anbietern genutzte System basiert auf Blöcken von je drei Monaten bzw. zwölf Wochen. Es ist meist unabhängig von den Semesterzeiten an anderen Hochschulen.

Im Wochenmodell wechseln sich Praxis- und Vorlesungszeiten in der Woche ab. Oftmals verbringt man als dualer Student drei Tage im Unternehmen und zwei Tage in der Hochschule bzw. Berufsakademie. Der Vorteil hierbei ist, dass man sowohl im Studium als auch im Unternehmen immer auf dem laufenden Stand bleibt, da die Zeiträume zwischen Theorie- und Praxis-Phasen nicht so groß sind. Der Nachteil ist, dass man sich auf zwei Lehrsysteme konzentrieren muss.

Es gibt aber auch die Variante, dass man während der Semesterzeiten am normalen Studienbetrieb teilnimmt und die Praxis-Phasen während der vorlesungsfreien Zeit absolviert. Die Semesterferien entfallen somit. Im Schnitt dauert ein Semester ca. 14 bis 15 Wochen, die vorlesungsfreie Zeit liegt dann im Frühjahr bei ca. zwei Monaten und im Sommer/Herbst bei ca. drei Monaten, die man dann bei dem jeweiligen dualen Partnerunternehmen verbringt.

Der Vorteil dieses Modells ist, dass man sich während der jeweiligen Ausbildungsphase oder Vorlesungsphase nur auf diese eine Phase konzentrieren muss. Der Nachteil: durch die langen Abwesenheitsphasen im Unternehmen können wichtige Entscheidungen und Entwicklungen – z. B. bei der Projektarbeit – verpasst werden.

Schlussfolgerungen

Lässt man die aufgeführten Betrachtungen sacken, ist festzustellen, dass die Umstände heute – im Jahr 2023 – sich im Vergleich zu den 1970er Jahren nicht wesentlich verändert haben. Derzeit haben wir noch viel mehr Abiturienten, als in den 1970er Jahren, denn jeder 2. Schüler in Deutschland wird aktuell zum Abitur geführt. Die Anzahl der Ausbildungen, aber insbesondere die Anzahl der Studiengänge (aktuell über 22.000) ist unüberschaubar angewachsen. Und: der Fachkräftemangel ist trotz Einführung des Dualen Studiums dennoch eingetreten.

Die Verdienstmöglichkeiten im Rahmen eines Dualen Studiums müssen immer in Bezug auf  Branchen gesehen werden. Spezielle Branchen, wie zum Beispiel Banken, IT und Versicherungen übernehmen die Studiengebühren und zahlen möglicherweise Gehälter in Größenordnungen um die 1000 Euro monatlich. In anderen Bereichen verweisen Unternehmen darauf, dass sie die Studiengebühren übernehmen und deshalb bei der monatlichen Vergütung z. B. nur noch Aufwandsentschädigungen zahlen. Dennoch hält sich der Mythos hartnäckig, dass man im Dualen Studium viel Geld verdienen kann.

Im digitalen Zeitalter lässt sich zudem beobachten, dass  man keine Zahlen darüber findet, wie hoch die Abbruchquoten im Dualen Studium sind. Im Ausbildungsbereich wird darüber berichtet, dass die Quote der Abbrecher bei 30 – 40 Prozent liegt.  Es ist davon auszugehen, dass die Abbruchquoten im Dualen Studium ebenfalls hoch sind.

Die Zeitmodelle im Dualen Studium beschreiben den wesentlichen Nachteil, dass keine durchgehende Berufserfahrung vermittelt werden kann. Es geht vielmehr um einen akademischen Abschluss (z. B. Bachelor). Die praktische Erfahrung beim Praxis-Partner ist demnach eher als ein Langzeitpraktikum anzusehen und zu nicht gleichzusetzen mit der Berufserfahrung, die man bei einer abgeschlossenen Ausbildung gesammelt hat und die als Berufserfahrung gilt. Zudem existiert im Dualen Studium eine hohe Belastung, um in der Woche sowohl der Tagesarbeit beim Praxis-Partner, als auch dem Studium gerecht zu werden (z. B. Klausurvorbereitungen, Gruppenarbeiten, Präsentationen etc.)

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die klassische (duale) abgeschlossene Ausbildung zu Recht als erste Berufserfahrung anerkannt wird, da man sich für den Beruf mit entsprechender Abschlussprüfung qualifiziert. Von daher ist es also als Abiturient ein Irrtum davon auszugehen, dass ein Duales Studium als besser anzusehen ist, als zuerst eine klassische Ausbildung abzuschließen. Ein nachfolgendes Studium selbstverständlich nicht auszuschließen!