Viele Jugendliche und junge Erwachsene tun sich bei der Berufswahl nach dem Abitur sehr schwer. Oft lautet in den Coachings von „Abi und was dann?“ die Begründung, dass man ja mit der Berufswahl / Studienwahl eine Tätigkeit für sein Leben festlegt. Aufgrund der großen Anzahl der Studiengänge (derzeit: 21.950 – siehe auch Hochschulkompass aktualisiert am 06.12.2023) mit der Vielzahl der Spezialisierungen – ist diese Annahme zumindest nicht unberechtigt. Doch im Zeitalter der Digitalisierung entwickeln sich „alte Berufe“ fortlaufend weiter. Zugleich entstehen ganz neue Berufe.
Berufliche Sicherheit und die Frage: Abi und dann?
Im Streben nach einer gewissen beruflichen Sicherheit wäre es natürlich wünschenswert, wenn es den einen – lebenslangen – Job gäbe. Die Elterngeneration hat hier und da noch das Empfinden, dass häufige Jobwechsel im Lebenslauf eher schlecht aussehen. Zugleich hoffen heute Schüler/Innen darauf, dass sie die Möglichkeiten bekommen, sich beruflich selbst zu verwirklichen, man Spaß im Beruf hat, Freizeit einen hohen Stellenwert besitzt und eine berufliche Sicherheit herrscht. (siehe auch: „Generation Greta … Welt vom 17.08.2019)
So sehr man all dies seinen Kindern wünschen würde. Die Realität sieht oft anders aus. Das schürt wiederum andere Ängste, weil man sich dadurch als junger Mensch seiner beruflichen Existenz nie sicher sein kann. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb die „Generation Greta“ sich am häufigsten den Arbeitgeber Polizei wünscht. Anerkennung, Sinn, sicherer Arbeitsplatz – das wird mit diesem Job verbunden. Das Thema Überstunden sowie, dass Einsätze der Polizei – z. B. bei den Krawallen in Hamburg – auch Bestandteile dieses Berufes sind, erschreckt manche Kandidaten im Coaching von „Abi und was dann?“ so sehr, dass Zweifel an der Berufswahl aufkommen.
Berufswunsch Polizist/In
Selbst, wenn der Berufswunsch Polizist/In realisiert würde, ist es dann der Job für das Leben? Es könnte zumindest der Staatsdienst sein, aber in unterschiedlichen Funktionen oder Bereichen. Es gibt aber auch „Polizei-Aussteiger“. Die arbeiten z. B. in Detekteien oder bauen solche selbständig auf, übernehmen leitende Positionen bei privaten Sicherheitsfirmen oder ähnlich. Das zeigt: die lebenslange Tätigkeit in einem Beruf ist eher nicht das Ziel.
Jeder Berufsabschluss bedeutet eine Qualifikation (Stufe) mehr
Vielmehr ist es heute wichtig, seine Ausbildung und/oder das Studium so zu wählen, dass man mit jedem Abschluss eine Qualifikationsstufe erreicht. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung zeigt man heute erste Berufserfahrung auf. Sehr wichtig in einem Zeitalter, in der viele „nur“ auf ein Studium fixiert sind. – Ein abgeschlossenes Bachelor-Studium qualifiziert einen für ein mögliches Masterstudium.
Die Philosophie lautet: DER WEG IST DAS Ziel!
Jeder berufliche Abschluss gilt zugleich als eine nächste Stufe für das Berufsleben. Somit verschafft man sich persönlich die Möglichkeit, im Leben – Berufsleben – sich möglichst immer eine Auswahl offen halten zu können. Das ist nicht ganz unwichtig, denn heute verändern sich Unternehmen, Organisationen und Strukturen häufig. Passen diese Veränderungen nicht mehr zu den eigenen Vorstellungen, sollte man über Alternativen nachdenken – Love it, change it or leave it!
Es geht heute also nicht mehr um die Festlegung eines Jobs / eines Berufs auf Lebenszeit – so sehr sich viele eine solche berufliche Sicherheit wünschen. Es geht darum, sich Stück für Stück so zu qualifizieren, dass man auch in kritischen Berufssituationen eine Wahl hat. Optimal ist dabei, dass man über seine eigenen Neigungen und Denkstile informiert ist, weil sich dadurch Studienfelder/Berufe finden lassen, die zu einem passen.
Zum anderen spricht das schrittweise erreichen von beruflichen Qualifikationen dafür, dass man sich eben nicht zu früh festlegt! – Also dafür, dass man im Studium (Bachelor) zunächst eher allgemeine Grundlagenfächer, wie z. B. BWL, VWL, Ingenieurwesen, Jura oder ähnlich studiert. Eine Spezialisierung kann mit dem Masterstudium erfolgen. Damit würde man die Studienänderungen, die sich mit dem Bologna-Prozess ergeben haben, optimal für sich nutzen.
Ist es „old fashioned“, wenn man sich bei manchen spezialisierten Studienfächern die Frage stellt, wie und wo man damit beruflich landen will? Zum Beispiel mit Coffeemanagement, Puppenspiel oder Blockflöte … (siehe auch StudyCheck: … diese 14 verrückten Studiengänge gibt es wirklich!)
Besser ist es, die Besonderheiten später im Berufsleben zu entwickeln und nicht dadurch, dass man was ganz spezielles studiert. Wer sich jetzt aber die Frage stellt: Abi und was dann? – dem kann mit einem Coaching geholfen werden!
Jan Untiedt